Etwas mehr über die Geschichte der Schlaraffia®
Als 1859 der Direktor des Deutschen (Landständischen) Theaters, Franz Thomé (1807 – 1872), einen seiner jungen Künstler, den Bassisten Albert Eilers (1830–1896), in die Prager Künstlervereinigung „Arcadia“ einführen wollte, wurde dieser wegen seiner Mittellosigkeit als angeblicher Proletarier abgelehnt. Aus Protest gründeten Eilers und seine Theaterkollegen einen Stammtisch, den sie spöttisch „Proletarier-Club“ benannten. Daraus entwickelte sich nach manchen Umwegen und Rückschlägen die heutige weltumspannende „Schlaraffia®“.
In Deutschland wurden 1865 in Berlin und 1872 in Leipzig Schlaraffia®-Vereine gegründet. Diese gaben sich 1876 in Leipzig gemeinsame Satzungen und verbreiteten sich rasch über ganz Deutschland. Das Symbol der Schlaraffia ist der Uhu, und 1874 erschien in Leipzig das Vereinsorgan „Der Schlaraffia® Zeyttungen“.
Die Schlaraffen, ein Männerbund, treffen sich in der sogenannten Winterung (Nordhalbkugel: 1. Oktober bis 30. April; Südhalbkugel: 1. Mai bis 30. Oktober) in den meisten Gruppen einmal pro Woche an einem festgelegten Wochentag in ihrer „Schlaraffenburg“, dem im Stil eines mittelalterlichen Rittersaales ausgestatteten Vereinslokal, zu Sippungen. Diese Zusammenkünfte werden nach festgelegtem Zeremoniell in Form eines Ritterspieles mit wohldurchdachten Regeln in zwei Teilen abgehalten, einem im Ablauf stets gleichen, auf wiederkehrende Regularien bedachten ersten, und einem freier zu gestaltenden, eher künstlerischen zweiten Teil. Sturmhauben, Helme und Rüstungen sind aus buntem Stoff in den festgelegten Reychsfarben, die Waffen wie Junkerdolch oder Ritterschwert zumeist aus Holz. Während der Sippungen werden sowohl der Alltag persifliert als auch durch Vorträge in literarischer bzw. musikalischer oder künstlerisch-darstellender Form – Fechsungen genannt – das Interesse an der Kunst wachgehalten. Eine antiquierte Sprache mit eigenen Ausdrücken für alltägliche Dinge (Schlaraffenlatein) gibt den Sippungen ihre eigene, humorvolle Note. Alles außerhalb des schlaraffischen Spieles ist „profan“ / die „Profanei“.
Schlaraffisches Symbol für Weisheit, Humor und Tugend ist der Uhu, der in jeder Burg zu finden ist. Beim Betreten derselben grüßen die Schlaraffen ihn mit einer tiefen Verbeugung, was zugleich das Abstreifen „profaner Schlacken“ – also das Sich-ganz-Einlassen auf das schlaraffische Spiel – symbolisiert. Diskussionen über politische oder religiöse Themen innerhalb der Burg sind untersagt, um die Ideale Freundschaft, Kunst und Humor nicht zu gefährden.
Im Laufe der Greschichte ware bekannte Persönlichkeiten Mitglieder in Schlaraffia, so z. B. die Komponisten Franz Lehar, Emerich Kalman und Paul Lincke, die Schauspieler Gustl Bayrhammer und Paul Hörbiger so wie andere aus viele Bereichen der Kunst wie Richard Bruno Heydrich, Leopold Matzal, Peter Rosegger und viele mehr.
Obgleich die Schlaraffia vielerorts ein eher zurückgezogener Idealverein ist, treten einige Reyche (Vereine) mit öffentlichen Kulturveranstaltungen in ihren Heimatorten auf. So betreibt zum Beispiel die Schlaraffia Oldenburgia (Oldenburg) seit 2004 eine Kleinkunstbühne und veranstaltet Sonntagsmatineen mit Konzerten, Kabarett, Lesung und Theater.